Spione auf der Wiesn

Eigentlich geht es auf dem größten Volksfest der Welt ja um das sehen und gesehen werden. Es gibt aber eine Gruppe von Gästen, die genau das vermeiden möchten. In welchem Zelt sie feiern, was sie essen und trinken ist nicht bekannt. Das Treffen ist Verschlusssache. Alles streng geheim.

Geheimdienste bleiben auch beim Oktoberfest lieber unter sich und vor allem unerkannt.

Fest steht: Seit 2005 lädt der Bundesnachrichtendienst jährlich befreundete Spitzel und Agenten auf das Oktoberfest ein. Laut Kanzleramt wird der Termin mit Fachgesprächen verbunden um das dienstliche Interesse zu wahren. Ein Networking Event der Superspione auf dem größten Volksfest der Welt also. Klingt irgendwie ironisch. Mit den neuen Sicherheitsbestimmungen auf dem Gelände und den vielen Überwachungskameras stellt sich doch wenigstens die Frage, wie die Anonymität der Gäste gewährleistet werden kann. Der Bund der Steuerzahler sieht ein weiteres Problem in dem Geheimdienstevent. Die professionelle Party wird zwar vom Steuerzahler bezahlt, die genauen Ausgaben sind der Öffentlichkeit allerdings nicht zugänglich. Beträge von ungefähr 40.000€ stehen im Raum. Laut einer Aussage des Staatssekretärs Klaus-Dieter Fritsche aus dem Jahr 2015 übernimmt der BND Bewirtungskosten in Höhe von 40 bis 50€ pro Gast. Dafür bekommt man auf der Wiesn beispielsweise ein halbes Hendl und drei Maß Bier. Ob dieses Ambiente für den professionellen Austausch von Geheimdienstangelegenheiten wirklich den besten Rahmen bietet ist mindestens fraglich. Bei drei Maß Bier kann von effizienten Unterhaltungen definitiv nicht mehr die Rede sein.

Was nun wirklich hinter dem ominösen Treffen steckt und vor allem den vermeintlichen Staatskosten ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ersichtlich. Geht es nach dem BND bleibt das auch so. Die Öffentlichkeit hat in der Welt der Spione eben nichts zu suchen. Fällt ihnen demnächst also eine große Menge gut gekleideter Herren im schwarzen Anzug mit dunkler Sonnenbrille in einem der Bierzelte auf dem Oktoberfest auf nicht wundern: Hier arbeitet der BND oder eben auch nicht.