Die Königin der Theresienwiese: Die Geschichte hinter der Bavaria

Sie ist nicht zu übersehen. Die Frauenstatue am Ende der Theresienwiese, die das Gelände alljährlich überwacht. Einer Göttin gleich thront die Bavaria über dem Platz, der im Herbst das Oktoberfest beherbergt. Es kennt sie jeder. Über ihre Geschichte wissen aber nur die Wenigsten Bescheid. Die Dame im Herzen Münchens ist wortwörtlich die große Unbekannte auf der Wiesn. Das soll sich jetzt ändern. Wir haben alle Informationen rund um die Bronzestatue kurz und kompakt für euch zusammengefasst.

Es ist kein Geheimnis: Die Wiesn hat ihren Ursprung in der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen im Jahre 1810. Der Bräutigam war der spätere König Ludwig I., der sich in München mit zahlreichen Prachtbauten verewigt und damit mehr als ein Denkmal gesetzt hat. Die im Anschluss an die Hochzeit veranstalteten Festlichkeiten, bestehend aus Pferderennen und landwirtschaftlicher Ausstellung, haben sich im Laufe der Jahre zum Oktoberfest entwickelt.

Mag sich auch der Ruhm des Königs in seinen Bauwerken und dem größten Volksfest der Welt erhalten haben, in seiner Ehe war der König alles andere als ein Vorbild für seine Untertanen. Für seine Leidenschaft zu weiblichen Schönheiten ist die Schönheitsgalerie im Schloss Nymphenburg ein ausgezeichnetes Zeugnis. Eine seiner spanischen Gespielinnen war 1848 Anlass für einen Aufstand von Bürgern und Studenten, der schließlich die Abdankung seiner Hoheit zur Folge hatte. Während die königliche Ehe so ein trauriges Ende fand, behielt die nach der königlichen Braut benannte Theresienwiese ihren Namen bis heute.

Übrig geblieben sind auch die Ruhmeshalle und die vorgelagerte Bavaria-Statue, die der König noch im Amt in Auftrag gab. Dem König, der in seinen Prachtbauten immer auch symbolische Aussagen sah, war die Bavaria als Idealfigur des bayerischen Volkes und Landes ein persönliches Anliegen. Bis heute blickt sie auf das Oktoberfest herunter und bewacht und behütet die feiernden Massen mütterlich. 1837 erhält der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler den Auftrag, das Modell einer Monumentalstatue zu gestalten, die als Bavaria an Glanz und Würde alles bisher Bekannte übertreffen und ein Symbol für das Land und das in seiner Tradition verwurzelte bayerische Volk werden sollte. Von dem mit einem Lorbeerkranz bedeckten Haupt fließt das Haar in breiten Strähnen über ihren Rücken und bedeckt noch zum Teil das einer Schürze ähnliche Bärenfell. In der Rechten hält sie das Schwert und in der empor gestreckten Linken den Siegeskranz aus Eichenlaub. Zu ihren Füßen thront der Löwe, das bayerische Wappentier. So symbolisiert die Bavaria die ruhmreichen Eigenschaften Bayerns, das sich mit dem Schwert seiner Feinde erwehren kann, dem die Kraft und Stärke eines Löwen eigen ist und das mit dem über allem erhobenem Eichenlaubkranz ein Zeichen für die unverbrüchliche Treue zu seinem Volk und zu seiner Geschichte setzt.

Die kämpferische Germanin kann dabei auch heute noch von Innen besichtigt werden und über eine Treppe ihr edles Haupt zu erreichen. Aus ihren Augen kann der Besucher über die Theresienwiese blicken und seine Augen bis hin zur Silhouette von München schweifen lassen. Wie die weltliche Symbolfigur des Freistaats zum modernen Partyvolk auf dem Festgelände steht, sei einmal dahin gestellt. Fest steht, dass sie ein integraler Bestandteil des größten Volksfestes der Welt ist und ihren Blick spürt man überall, egal in welcher Ecke des Oktoberfestes man steckt.